So nennen wir unsere Bemühungen, in der Radikalität von Begriff und Widerstand dem Gewaltniveau des kapitalistischen Angriffs in der Stadt etwas entgegenzusetzen. Wir ziehen das dem Etikett „Recht auf Stadt“ vor. Denn die Berufung auf „Recht“ scheint uns unangebracht in einer Zeit, das „Recht“ ein zentrales Kampfmittel der Vertreibung darstellt und das Verlangen nach Teilhabe an der Stadt erst mal sagen muss, wessen „Stadt“ gemeint ist. Wir stellen nicht infrage, dass die Freund*innen, die dieses Motto benutzen, das selbst wissen. Aber wir möchten erst gar keine Unklarheiten aufkommen lassen.
Dieses Projekt beschäftigt sich mit den gegenwärtigen Formen der kapitalistischen Kampfstrategie in der Stadt. Sie geht weit über das hinaus, was sehr undeutlich als „Gentrifizierung“ bezeichnet wird. Vertreibung ist nicht bloß Resultat der privaten Profitgier. Sie ist das Ziel. „Austausch der Bevölkerungsqualität“ hieß das schon in der ersten Phase der „Gentrifizierung“ vor über 30 Jahren schon im etwas unbeholfenen Kölner Behördensprech. Was war damals der Grund und Hintergrund? Und was ist er heute.? Grob gesagt: Die sozialpolitischen Agenten des Kapitalismus passen die Stadt den strukturpolitischen Anforderungen von kapitalistischer Herrschaft und Ausbeutung an. Im Prozess der Profitmaximierung natürlich. Aber das ist ja immer so. Sie richten die Stadt erneut zu. Oder besser: die Stadtbewohner*innen. Wir werden dies im geschichtlichen Rückblick auf den Angriff der fordistisch/tayloristischen Strukturpolitik auf die Stadtbewohner*innen exemplarisch darstellen..Die Stränge, Komponenten und zeitgeschichtliche Dynamik dieser Zurichtungsoffensive sind das Thema der Ausgabe. Aus der Perspektive der Bewegungen von unten begreifen wir sie in ihrer übergreifenden Globalität bis in die Townships Südafrikas, also entsprechend unserem Plan mit dem Schwergewicht auf das europäische/afrikanische Gefälle.